Zeichenkurs, Lektion 21: Lettering 2 – Text platzieren

Beim Lettering ist es nicht nur wichtig, die richtigen Worte zu finden und diese auch fehlerfrei einzufügen. Auch das Bauen von Sprechblasen ist zwar wesentlich, aber nur die halbe Miete. Damit der Text im Comic auch wirklich zur Geltung kommt, muss er als Teil des Artworks auf der Seite behandelt werden.

Comicseite mit Text © Daniel Gramsch/Aicomic

Egal, in welchem Programm man Sprechblasen bauen möchte oder ob man sie per Hand einfügt, man muss den Text immer so platzieren, dass er einerseits die Zeichnungen nicht störend überlagert und andererseits gut in Reihenfolge lesbar ist. Neben Entscheidungen, den Text so zu bearbeiten, dass Aussage und Platz passen – durch Kürzungen und Aufteilungen etwa -, müssen Sprechblasen also auf eine Weise mit den Bildern verbunden werden, dass sie zu einem natürlichen Teil von ihnen werden.

Das klingt tatsächlich leichter als es ist: Oftmals muss man überprüfen, ob nicht wichtige Informationen im Hinter- oder Vordergrund verdeckt werden, der Textfluss auseinander gerissen wird, Inhalt und Aussage bestehen bleiben und die Sprechblasen eben nicht einfach nur draufgepappt wirken, sondern zu den Comicfiguren gehören.

Lettering: Der Text in der Sprechblase

Nachdem man sich entschieden hat, welche Form eine Sprechblase haben soll (neben dem klassischen Oval kann man auch eckige Speech Bubbles einsetzen oder solche mit abgerundeten Ecken), muss man sich Gedanken darüber machen, wie der Text innerhalb der Sprechblase platziert werden soll.

Text in Sprechblase © Daniel Gramsch/Aicomic

Eine einfache Regel, an die man sich halten kann, wird durch die gewählte Form der Sprechblase bestimmt. Oder anders ausgedrückt: Linksbündiger Text in einer runden (oder ovalen) Sprechblase sieht nicht besonders gut aus. Die Zeilen sollten also bei der klassischen Version zentriert werden und man sollte zusätzlich darauf achten, dass a) die Buchstaben nicht zu dicht am Rand der Blase kleben (in manchen Layout-Programmen kann man einen Mindestabstand zum Rand einstellen, was sehr praktisch ist), b) die Lesbarkeit der Wörter auch gewährleistet wird, wenn Zeilenumbrüche oder Trennungsstriche nötig werden und c) die Länge der einzelnen Zeilen in etwa der Form der Sprechblase folgen. In unserem Beispiel ist das also kurz-länger-lang-länger-kurz.

Unsere Beispielseite, die uns schon in anderen Lektionen geholfen hat, kann auch beim Platzieren der Sprechblasen gute Dienste leisten. Die hier getroffenen Entscheidungen sind relativ einfach gehalten, denn zum einen sind die Panels bereits frei genug, um problemlos Text unterbringen zu können und zum anderen hält sich auch die Menge des Textes im Skript zurück. Dennoch hätte man verschiedene andere Entscheidungen treffen können.

Angelagerte Sprechblase © Daniel Gramsch/Aicomic

Auf dem ersten Bild wäre es auch denkbar gewesen, die Anrede in eine Extrasprechblase zu legen. Diese hätte dann entweder völlig einzeln links von Ai Girls Kopf platziert werden können oder, wie in dem nebenstehenden Alternativbeispiel, als angesetzte Sprechblase.

Auch auf dem zweiten Panel könnte man darüber nachdenken, ob die Sprechblase, nicht weiter nach links hätte gesetzt werden können oder ganz nach rechts. Würde sie rechts stehen, würde sie aber den Monitor überlagern und wäre sie weiter links, würde der Effekt verändert werden. So, wie sie platziert ist, wirkt es beinahe so, als würde Captain Ai zu sich selbst sprechen. Dies könnte man noch unterstreichen, indem man eine kleinere Schriftgröße wählt oder die Umrandung strichelt, einfärbt, als Gedankenblase gestaltet, etc.

Text und Soundwörter einpassen

Auf den folgenden drei Panels rufen sich Ai Girl und Captain Ai einige Dinge zu – dies hätte man auch durch gezackte Umrandungen zeigen können. Ich wollte allerdings nicht, dass die beiden sich anbrüllen oder panisch wirken, weswegen ich nur kleine Zacken unten an den Tail gebaut habe.

Soundwort © Daniel Gramsch/Aicomic

Wenn der K’roell vor Ai Girl auf Bild 5 steht, ist dessen Sprechblase so gut wie nicht gebaut, lediglich eine breitere Umrandung um die Buchstaben deutet einen Word Balloon an. Auf diese Weise wird sein Text eher zu einem Soundwort, das noch ein bisschen mehr Dynamik bekommt, indem es kursiv geschrieben ist und ein wenig aus dem Panel herausragt.

Theoretisch hätte ein Soundwort auch auf dem letzten Panel stehen können, wenn Ai Girl den K’roell niederschlägt, aber notwendig ist es nicht: Die Zeichnung und die Bewegung sind bereits deutlich und dynamisch genug, so dass der Schlag keine zusätzliche Markierung braucht.

Kommunikation © Daniel Gramsch/Aicomic

Zu guter Letzt gibt es dann auf Panel 5 noch die über Funk gesendete Nachricht von Captain Ai – um zu zeigen, dass er nicht im Raum ist, sondern elektronische Mittel zur Kommunikation verwendet, habe ich die Sprechblase eingefärbt und mit doppelten Umrandungen versehen. Die Platzierung dieser Blase kommt auch nicht von Ungefähr: Sie bildet mit dem Arm, dem Torso und dem Bein des K’roells eine Art Kreis, in dem Ai Girl eingeschlossen zu sein scheint. Damit ist auch diese Sprechblase mehr als bloße Information, sondern ein Teil des Artworks, mit einem direkten Sinn, der in der Betonung der Gefahr für unsere Heldin besteht, sie ist eingeschlossen und auf sich allein gestellt.

Sprechblasen und Design

In manchen Comics wird der Text sogar noch mehr mit den Paneln verbunden, ist leicht durchsichtig oder farbig auf den Hintergrund abgestimmt, ohne schwarzen Rahmen oder die Wörter sind lediglich durch einen Strich mit den Figuren verbunden. Möchte man ein solches Design anwenden, muss man allerdings sehr auf die Lesbarkeit achten, die unter Umständen darunter leiden kann.

Eine weitere Möglichkeit, um Stimmung und Aussage zu unterstreichen, besteht in der Wahl der Schriftart, des Fonts: In der nächsten Lektion beim Aicomic-Zeichenkurs werden wir uns verschiedene Fonts für Text und Sound ansehen und ihre Vor- und Nachteile erörtern.

Bis dahin: viel Spaß beim Zeichnen!

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