Zeichenkurs, Lektion 18: Layout im Comic

Das Layout im Comic hat etliche Funktionen, die einen wesentlichen Bestandteil von Storytelling, Lesbarkeit und Geschwindigkeit darstellen. Mit der richtigen und angemessenen Bildaufteilung kann man den Lesern nicht nur hübsche Zeichnungen präsentieren, sondern sie regelrecht in die Geschichte ziehen und ihre Blicke lenken.

Comiclayout und Leserichtung © Daniel Gramsch/Aicomic

Layout und Storytelling sind zwei wichtige Aspekte beim Erzählen einer Comicstory, die oftmals unter den Tisch fallen: Viele Zeichner glauben, ein besonders ausgefallenes Layout würde reichen, um die Leser zu begeistern, vergessen dabei aber oftmals, dass eine gewisse Klarheit der Bildaufteilung auch dem Lesefluss hilft. Gleiches gilt auch für das Storytelling, bei dem vielfach angenommen wird, es ergebe sich von alleine aus der Geschichte oder wird intuitiv vom Zeichner schon irgendwie richtig ausgeführt. Tatsächlich sollten sich angehende Zeichnerinnen und Zeichner sehr genau mit diesen Grundlagen der Erzähltechnik auseinander setzen, um nicht in eine der vielen Fallen zu tappen.

Comiclayout und Metapanel

Um die Notwendigkeit des Comiclayouts und des Storytellings zu verstehen, muss man sich für einen Moment der Comictheorie widmen: Anders als in einem Film laufen die Bilder im Comic nicht per se nacheinander ab – vielmehr liest der Leser sie in Reihenfolge, nimmt sie aber, sobald er die Seite umblättert, zuerst als Ganzes wahr. Eine aus mehreren Panels bestehende Seite nennt Will Eisner entsprechend auch Metapanel – so entsteht eine für das Medium Comic eigentümliche Gleichzeitigkeit der Szenen, mit der man arbeiten muss und spielen kann.

Comiclayout © Daniel Gramsch/Aicomic

An dieser Stelle kommt zum ersten Mal das Layout ins Spiel: Ein ansprechend designtes Layout kann Interesse hervorrufen, muss aber auch so gestaltet sein, dass Leser nicht unnötig verwirrt werden. Ein klassisches Comiclayout im Sinne von drei Reihen à jeweils zwei Bildern, wie man es von Superheldencomics der 60er und 70er her kennt, hat den Vorteil, klar und übersichtlich zu sein, schränkt Zeichner aber auch in der Wahl des Bildausschnitts und der Erzählstruktur ein. Je eigentümlicher das Layout wird, um so „künstlerischer“ kann eine Comicseite erscheinen, aber auch sehr viel verwirrender.

Bei der Gestaltung muss man auf die typische Lesrichtung in Z-Form denken: Leser fangen in der Regel oben links an und arbeiten sich nach rechts durch, um dann schräg nach links weiterzulesen etc. bis sie unten rechts ankommen (im Manga ist es entsprechend japanischer Lesrichtung umgekehrt). Diese Lesegewohnheit muss man nicht nur innerhalb der Zeichnungen und in der Anordnung der Sprechblasen denken, auch das Layout muss sich daran soweit orientieren, dass die Leser nicht plötzlich ins Stocken geraten.

Layout in verschiedenen Comicstilen

Um einmal einen Eindruck über verschiedene Möglichkeiten, ein interessant designtes Layout zu verwenden, das dennoch lesbar ist, folgen drei Beispiele aus unterschiedlichen Ansätzen.

Layout Design © Daniel Gramsch/Aicomic

Das linke Beispiel für ein Comiclayout weicht stark von einer klassischen Aufteilung ab. Das kann je nach Geschichte funktionieren oder die Aufmerksamkeit so sehr auf sich selbst lenken, dass Leser die Story nicht mehr mitbekommen. Schräge Formen, offene Panels (Bilder ohne Rahmen), eingeschobene Bilder und ähnliches können aber vor allem dafür verwendet werden, Schwerpunkte zu setzen und Leser auf bestimmte Szenen aufmerksam zu machen.

Manga Layout © Daniel Gramsch/Aicomic

Das Layout rechts könnte so ähnlich in einem Manga erscheinen: In japanischen Comics kann man sehr häufig einen größeren Designansatz erkennen als in westlichen Comics, wobei aber selten die Lesbarkeit darunter leidet. Wenn man diese Bildaufteilungen nur nachmacht, ohne über sie nachzudenken, kann es wieder sein, dass das Design über seiner Funktion steht.

Album Layout © Daniel Gramsch/Aicomic

Links sieht man eine typische Bildaufteilung, wie man sie aus franko-belgischen Comics kennt. In den Alben haben mittlerweile zwar auch andere Formen, beeinflusst von amerikanischen Comicheften und japanischen Manga, Einzug gehalten, diese Variante ist aber noch immer häufig anzutreffen. Da oftmals für eine Comicseite auf A2 (oder zwei A3 Seiten im Querformat) gearbeitet wird, hat sich hier eine Layoutform entwickelt, die dichter (und manche sagen filmischer) wirkt – man kann nicht nur mehr Story unterbringen, auch die Szenenfolge ist weniger sprunghaft.

Design und Blicklenkung

klassisches Layout © Daniel Gramsch/Aicomic

War das Layout in früheren Zeiten ausgesprochen rigide und auch ein bisschen langweilig, wurde es seit Mitte der 80er immer weiter nach Designgesichtspunkten variiert, bis es mitunter nur noch reine Augenwischerei war, ohne dabei den erzähltechnischen Zweck weiter zu verfolgen. Und auch das Storytelling wird oft völlig unterschätzt: Es geht nicht nur darum, in der Erzählung von A nach B zu kommen, es ist auch wesentlich, dass man dabei eine Logik verfolgt, die dem Leser einerseits hilft, die Story zu verstehen und nachvollziehen zu können und andererseits Spannung aufbaut, die Erzählgeschwindigkeit reguliert und die wichtigen Punkte entweder aufweist oder, wenn es für die Geschichte nötig ist, auch versteckt.

Prinzipiell kann man seine Panels auf der Seite ganz nach dem eigenen Geschmack anordnen. Von leichten Abweichungen des klassischen Layouts bis zum geometrischen Formenspiel ist alles möglich, man muss nur aufpassen, dass Leser der Geschichte noch folgen können.

Beim nächsten Mal werden wir uns noch weiter mit den Möglichkeiten beschäftigen, die man im Comic anwenden kann, um die Lesegeschwindigkeit zu kontrollieren, den Blick des Lesers zu lenken und ihn in die Geschichte zu involvieren, wenn wir im Aicomic-Zeichenkurs den Abschnitt über das Storytelling weiter ausführen.

Bis dahin: Viel Spaß beim Zeichnen!

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